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GerhardSchmitz

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Ein Himmel voller Greise... (Teil 6)

...oder wie der zu Ende gedachte Himmel zum Albtraum wird.

Zu Teil 5

Im vorigen Kapitel habe ich versucht dem Ursprung des Lebens die Notwendigkeit zu rauben, dass ein göttlicher Planer zwingend erforderlich sei, weil Religionen eben diesen Ursprung als Anlass nehmen, die Existenz Gottes nicht bloß zu erwägen, sondern als zwingend notwendig zu erachten.

Ich finde eine andere Frage mindestens genau so interessant und vielleicht leichter zu beantworten, als diejenige nach dem Ursprung des Lebens oder des Universums. Erstaunlicherweise beschäftigen sich die Religionsvertreter, geschweige denn die Gläubigen, herzlich wenig mit dieser Frage, die lautet: "Wie entsteht ein religiöser Glaube?" Die Anfänge der drei großen monotheistischen Religionen liegen Jahrtausende zurück, was eine Beschreibung schwieriger macht. Ein weiterer Grund, die Anfänge von Glauben nicht anhand der Entstehung des Judentums, Christentums oder des Islam zu beschreiben, ist Folgender: Die Glaubensinhalte dieser Religionen haben sich über viele Generationen ins Bewusstsein der Gläubigen eingegraben. Werden diese Glaubensinhalte in Frage gestellt, so wird der Gläubige, ob er es will oder nicht, in die Defensive gehen und seine Vernunft hat nicht mehr die Möglichkeit, einen Vorgang rational und objektiv zu analysieren. Zu viele innere Widerstände verhindern eine sachliche Analyse.

Ich werde deswegen im Folgenden die Geschichte der Marienerscheinungen in Banneux als Beispiel heranziehen, um insbesondere dem gläubigen Leser, der allerdings idealerweise nicht gleichzeitig ein Banneux-Gläubiger ist, ein Gefühl dafür zu geben, auf welche banale Art und Weise Glauben entsteht, beziehungsweise gemacht wird. Ich wende mich hier also vorrangig an Gläubige, die (noch) nicht an die Erscheinungen von Banneux glauben, weil Banneux-Gläubige sich selber, wie oben gesehen, sehr schwer tun, das von ihnen Geglaubte nüchtern zu analysieren.

Die historischen Fakten lassen sich folgendermaßen zusammenfassen. Zunächst erschien in Beauraing, ein Ort in der Nachbarprovinz von Banneux, angeblich die Mutter Gottes fünf Kindern sage und schreibe 33 Mal zwischen Ende November 1932 und Anfang Januar 1933. Mitte Januar 1933 erscheint nun die Mutter Gottes angeblich dem elfjährigen Mädchen, Mariette Beco aus Banneux, zum ersten Mal. Die achte und letzte Erscheinung soll am 2. März 1933 gewesen sein. Dabei ist interessant, dass, abgesehen von der ersten und kürzesten Erscheinung, wo Mariette aus einem hellen Wohnzimmer heraus durch das Fenster die Silhouette einer Frau in der dunklen Nacht zu erkennen glaubte, alle Erscheinungen stattfanden, nachdem Mariette gegen 7 Uhr abends, bei völliger Dunkelheit und z.T. extremer Kälte oder starkem Regen kniend mehrere Gesetze des Rosenkranzes gebetet hatte. Im Rahmen dieser acht Erscheinungen gibt sich die Mutter Gottes ziemlich wortkarg. Alles was sie laut Mariettes Angaben gesagt haben soll, sind folgende 12 Zeilen (Quelle: http://www.banneux-nd.be/d/apparitionsd.htm):

"Tauche deine Hände in das Wasser.
Diese Quelle ist mir vorbehalten. Guten Abend. Auf Wiedersehen.
Ich bin die Jungfrau der Armen
Diese Quelle ist für alle Nationen. Für die Kranken.
Ich werde für dich beten. Auf Wiedersehen.
Ich wünsche eine kleine Kapelle.
Ich komme, das Leiden zu lindern.
Glaubt an mich, ich werde an euch glauben!
Betet viel. Auf Wiedersehen !
Mein liebes Kind, betet viel.
Ich bin die Mutter des Erlösers Mutter Gottes. Betet viel.
Adieu."


Der Leser sollte wissen, dass im Rahmen der obenerwähnten, etliche Wochen vorher angeblich stattgefundenen 33 Beauraing-Erscheinungen die gesammelten Verlautbarungen der Erscheinenden ebenfalls dürftig ausfallen und inhaltlich durchaus dem in Banneux Gesagten vorgreifen. Hier die Beauraing-Mitteilungen (Quelle: http://beauraing.catho.be/fr/fr_420_recit.html)

"Ihr sollt brav sein (D'être bien sages).
Werdet Ihr auch bestimmt immer brav sein? (Est-il bien vrai que vous serez toujours sages ?)
Eine Kapelle. (Une chapelle)
Ich bin die unbefleckte Jungfrau (Je suis la Vierge Immaculée)
Damit man hierher pilgert (Pour qu'on vienne ici en pèlerinage !)
Betet, betet viel (Priez, priez beaucoup)
Betet immer (Priez toujours)
Ich werde die Sünder bekehren (Je convertirai les pécheurs)
Ich bin die Mutter Gottes, die Königin des Himmels (Je suis la Mère de Dieu, la Reine des cieux)
Liebt Ihr meinen Sohn? Liebt Ihr mich? (Aimez-vous mon Fils ? M'aimez-vous ?)
Dann opfert Euch für mich (Alors, sacrifiez-vous, pour moi.)
Auf Wiedersehen (Adieu)"


Ich habe die französischen Orginaltexte in Klammern angefügt, weil die deutsche Übersetzung meine eigene ist und somit keinerlei offiziellen Charakter hat.

Des Weiteren wird überhaupt kein Geheimnis daraus gemacht, dass anwesende erwachsene Zeugen von der Erscheinenden weder etwas sahen noch die oben erwähnten Mitteilungen der Erscheinenden hörten. Sie sahen letztendlich ein auf den Knien betendes halluzinierendes Mädchen. Das war's. Die Zeugen bezeugen also, dass dort keineswegs eine hellstrahlende Person zwischen den Baumwipfeln zunächst auf Mariette zuschwebte und sich dann genauso wieder davon machte. Es ist auch nicht unwichtig darauf hinzuweisen, dass Mariette die Älteste von sieben Kindern war und viele Mutterpflichten übernehmen musste, weil ihre Mutter kränklich war, während der ein Jahr jüngere Bruder sich den ganzen Tag herumtreiben durfte. Des Weiteren sollte der Leser wissen, dass der Dorfpfarrer von Banneux, Abbé Jamin, angesichts der Vorkommnisse in Beauraing von einem "spirituellen Schock", der seine Gemeinde zur Frömmigkeit zurückfinden lassen sollte, träumte. Er hatte sogar eine Novene, ein Art neuntägiges Gebet, ins Leben gerufen, um endlich ein Zeichen, z.B. eine Bekehrung eines Ungläubigen, zu erhalten. Das Ende vom Lied ist, dass sowohl die Beauraing- als auch die Banneux-Erscheinungen im Jahre 1949 von den zuständigen Bischöfen für echt erklärt wurden. Der für die Banneux-Erscheinungen zuständige Bischof Kerkhofs rief sogar zum Gebet auf, indem er eine Novenenoffensive startete und persönlich um die zehn Klöster anschrieb und bat, für ihn zu beten, damit die letzten Zweifel an der Echtheit, die er hegte, ausgeräumt würden. Also sechzehn Jahre nachdenken und prüfen reichten nicht aus, den Bischof zu überzeugen. Er schien mächtig unter Druck zu stehen, warum sonst hätte er derart massiv zum Gebet aufgerufen. Das muss man sich mal konkret vorstellen. Gott schickt Maria zunächst 33 Mal nach Beauraing und kurz darauf 8 Mal nach Banneux, um in den Köpfen von Kindern, denn auch in Beauraing haben anwesende Erwachsene die Schilderungen der Kinder mitnichten bestätigen können, herum zu spuken. Und nun soll der gleiche Gott Kraft des Gebets den Zweifel der alles entscheidenden Person in Gewissheit verwandeln. Nebenbei gefragt, wie hätte Bischof Kerkhofs jetzt die Echtheitserklärung auch verweigern können, ohne die von ihm zum Beten Ermunterten vor den Kopf zu stoßen. Heute pilgern jedes Jahr Tausende nach Banneux. Sogar Papst Johannes Paul II. war schon da und kniete nieder. Soweit die Fakten.

Nun versuchen wir mal, das Ganze nüchtern zu analysieren. Wenn es um die Echtheit von angeblichen Wundern geht, hat der schottische Philosoph David Hume schon 1748 ein stichhaltiges Kriterium für deren Bezeugungen ersonnen. Er schlug vor, "...dass kein Zeugnis ausreicht, ein Wunder festzustellen; es müsste denn das Zeugnis der Art sein, dass seine Falschheit wunderbarer wäre, als die Tatsache, welche es bekundet."

Legt man dieses Kriterium für die Aussagekraft des Zeugnisses im Falle des Banneux-Wunders zu Grunde, müsste die Falschheit der Aussage von Mariette, die in unserem Falle das einzige Zeugnis für die wunderbaren Erscheinungen darstellt, wunderbarer sein, als die Erscheinungen selber. Die Falschheit des Zeugnisses, welche durch simple Lüge oder simple Halluzination von Mariette begründet wäre, muss also wunderbarer, sprich übernatürlicher sein, als der Auftritt der Mutter Gottes, 2000 Jahre nach ihrem Ableben. Und damit keine Ungenauigkeiten aufkommen, es handelt sich nicht lediglich um den sicht- und hörbaren (zumindest für Mariette) Geist einer vor rund 2000 Jahren verstorbenen Person, nein, es handelt sich um den Geist einer Person, die die Mutter von Gott ist, demjenigen also, der ewig besteht, allmächtig, allgütig und allwissend ist, der das gesamte Universum mitsamt der Erde und all darauf wohnender Lebensformen erschaffen hat. Klammer auf! Wenn man schon Erscheinungen überhaupt in Erwägung zieht, könnte das, was Mariette sah, ja genau so gut irgendeine vom Teufel gesandte Fee gewesen sein, die sich als die Mutter Gottes ausgab, nur um die Menschen an der Nase herumzuführen. Der Außenstehende muss also nicht nur Mariette, sondern auch der Erschienen Glauben schenken. Klammer zu! Kurzum, diese Erscheinung der authentischen Mutter Gottes muss also letztendlich plausibler sein, als die Lüge oder Halluzination eines elfjährigen Mädchens. Erst wenn das der Fall wäre, würde David Hume, und nicht nur er, die Aussage von Mariette als Zeugnis für ein Wunder in Betracht ziehen.

Das wesentlichste Element der "Beweisführung" der bischöflichen Kommission, dem auch der heutige Bischof von Lüttich, Aloys Jousten, die entscheidendste Beweiskraft einräumt, ist die Unbedarftheit, um nicht zu sagen, die Blödheit, der elfjährigen Mariette. Sie hätte sich all das niemals ausdenken können. Ich denke, da unterschätzen die Herrschaften aber die Fähigkeiten eines normalen elfjährigen Kindes gehörig. Die bischöfliche Kommission tut diesem Mädchen möglicherweise sehr unrecht.

Ich erinnere mich noch ziemlich genau an die Zeit, in der ich Messdiener war. Wir, alle Messdiener und Vorbeterinnen - in den siebziger Jahren durften nur Jungs Messdiener werden, die Mädchen konnten aber Vorbeterinnen sein - machten einen Ausflug. Auf der Rückfahrt legte ich mich quer auf die Rückbank des Busses und wollte schlafen. Ich höre noch genau wie die anderen das bemerken und sagen: "Schaut, Gerhard schläft." Ich genoss diese Aufmerksamkeit und zögerte nicht, daraus Kapital zu schlagen. Ich tat so, als ob ich im Schlaf reden würde. Das Ergebnis gab mir recht. Es dauert keine fünf Minuten und die anderen drängten sich zwischen Rückbank und davor stehender Sitzreihe, um dem Schauspiel beizuwohnen. Ich ersann meine Traumverlautbarungen so, dass alle denken mussten, ich sei auf einem Flussdampfer. Die anderen Kinder fingen an, mich zu kitzeln. Ich reagierte prompt "im Schlaf" und verscheuchte angeblich lästige Mücken. Ich muss in etwa im Alter von Mariette gewesen sein. Ich glaube ich habe bis heute das mit Sicherheit eine halbe Stunde andauernde Schauspiel, das nicht nur mir sehr gut gefiel, sondern offensichtlich auch den "Betrogenen" einen Heidenspaß bescherte, nicht aufgeklärt. Mein Vergnügen hatte noch einen besonderen Reiz, weil eine der oben erwähnten Vorbeterinnen schon seit mehreren Wochen ohnehin einen leicht erhöhten Pulsschlag bei mir auslöste. Ich vermute, hätte ich die anderen Kinder auf der Heimfahrt aufgeklärt, sie wären nicht nur verärgert gewesen, sondern hätten es vielleicht gar nicht wahrhaben wollen. Wer gesteht schon gerne, einer Scharlatanerie aufgesessen zu sein. Ich will damit sagen, dass man doch ein elfjähriges Kind nicht unterschätzen und das Vorgaukeln einer Marienerscheinung durchaus im Bereich des Möglichen ansiedeln sollte.

Nun zurück zu Mariette Beco. Ich bin weder Psychologe, noch Psychiater, aber ich gehe davon aus, dass, wenn meine elfjährige Tochter bei Schnee und Regen kniend im Garten mehrere Rosenkränze beten würde, was mit Sicherheit einen größeren Aufwand darstellt, als auf der Rückbank eines fahrenden und beheizten Reisebusses den Schlafenden zu miemen, ich das zu aller erst als einen unüberhörbaren und verzweifelten Schrei nach Aufmerksamkeit und Zuneigung verstehen würde. Dass dieses Kind möglicherweise die Sache von Beauraing mitbekommen hatte und erkannt haben muss, wie man Aufmerksamkeit quasi erzwingen kann, ist doch eine viel plausiblere Erklärung für die seltsamen Vorgänge im Garten, als jene Erklärung, die der Bischof 16 Jahre später für echt erklären wird. Sollte Mariette bewusst gelogen, oder auch nur sich die Erscheinungen bewusst eingeredet haben, so würde ich ihr das überhaupt nicht übel nehmen. Ich habe vielmehr völliges Unverständnis für die Erwachsenen im Umfeld, allen voran ihre Eltern, die diesen möglichen Schrei nicht hörten, bzw. hören wollten oder konnten. Das Verhalten der kirchlichen Autoritäten angesichts dieser möglichen Umstände widert mich an. Anstelle aus der Not des Kindes Lehren zu ziehen, wird diese in Propaganda zur Förderung einer scheinbar nicht zufriedenstellenden Frömmigkeit der Christen vor Ort umgemünzt, und das noch auf Kosten von Mariette. Anstelle ihr Verhalten als verzweifelte, aber durchaus clevere Tat zu betrachten, wird sie für dümmer erklärt, als sie möglicherweise ist, nur damit die von der Kirche benötigten Erscheinungen umso überzeugender verkauft werden können. Der Autor des Büchleins "Banneux - Message pour notre Temps", sozusagen das offizielle Informationsblatt des Banneux-Heiligtums, L. Wuillaume s.j. scheut sich nicht, Mariette als phantasieloses Mädchen abzukanzeln, das geistig unmöglich in der Lage gewesen sein könnte, die Erscheinungen auszuschmücken und somit den idealen Zeugen darstellt ("dépourvue d'imagination, elle a livré de fait brut sans l'enjoliver. L'idéal du témoin", Seite 43).

Ich bin mir ziemlich sicher, dass David Hume die Falschheit des Wunderbeweises in vorliegendem Falle für weit weniger wunderbar erachten würde, als das bezeugte Wunder selber, und demzufolge die Echtheit der Banneux-Erscheinungen verworfen hätte. Ich kann von mir behaupten, dass ich in dem Falle Hume nur zustimmen könnte.

Im Herbst des Jahres 2007 löste ich eine Kontroverse in der Leserbriefsparte der regionalen Tageszeitung Grenz-Echo aus, in dem ich auf Merkwürdigkeiten der Erscheinungen hinwies. Abgesehen von der einzigen Wortmeldung des Sankt Vither Dechants Jean Pohlen, ist von Seiten der Glaubensprofis, vom Verantwortlichen des Banneux Heiligtums bis zum Bischof, kein einziger in die Kontroverse eingestiegen. In besagter Wortmeldung weicht Jean Pohlen der Frage nach Echtheit der Erscheinungen auf ziemlich durchschaubare Weise aus, indem er schreibt: "Wir haben nie nach den geschichtlichen Ereignissen geforscht, sondern die Botschaft aufgenommen, vertieft und unter uns zu leben versucht." Man kann es kaum unmissverständlicher formulieren: Gläubige wollen glauben, nicht wissen.

Wie dem auch sei, ich bat die Verantwortlichen des Banneux-Heiligtums um Einsicht in die Berichte der Kommission, auf Grundlage derer die Echtheit erklärt wurde. Anstatt der scheinbar 1400 Seiten starken Berichte erhielt ich das bereits oben erwähnte Büchlein von L. Wuillaume s.j. Ich habe bereits oben die gesammelten Verlautbarungen der Erscheinenden wortwörtlich wiedergegeben. Es sind genau gezählt 450 Zeichen, Leerzeichen mitgezählt. Nun schickt sich L. Wuillaume an, diese eher mageren Auskünfte der Erscheinenden gepaart mit ihren Auftritten zu deuten. Seine Interpretation nimmt etwa 30 Seiten, genauer rund 70.000 Zeichen in Anspruch. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Jedes der vier Evangelien nimmt etwa 40 Bibelseiten in Anspruch, wobei darin nicht nur alle Reden von Jesus sondern auch seine komplette Biografie enthalten sind. Ich will gar nicht wissen, auf welches Volumen diese 40 Bibelseiten im Laufe der 2000 Jahre durch Deutungen und Exegesen aufgebläht wurden. Der Faktor ist mit Sicherheit um ein Vielfaches höher als der bereits beachtliche Bläh-Faktor den Wuillaume im Falle der Banneux-Erscheinungen geschafft hat. Um dem Leser zu verdeutlichen, wie willkürlich Wuillaume simple Fakten interpretiert, hier nur ein kleines Beispiel. Laut Mariette näherte sich Maria nicht vom Himmel senkrecht zu ihr herab, nein, sie kam vom Horizont her und schwebte quasi wie ein Tiefflieger zwischen den Baumwipfeln auf sie zu. Anschließend entfernte die Erschienene sich auf ähnliche Weise. Daraus liest nun Wuillaume, dass Maria nicht im Himmel daumendrehend im Sessel sitzt, sondern pausenlos erdnah unterwegs ist, um den Menschen beizustehen. Bei genauerer Betrachtung stellt diese Interpretation eine offensichtliche Gotteslästerung dar. Wuillaume deutet an, dass Gott, Jesus und Heiliger Geist, die nicht so sichtbar und rastlos unterwegs sind, sehr wohl im Himmel daumendrehend im Sessel sitzen. Ein weiteres Merkmal der Wuillaume'schen Analyse ist, dass sie unzweifelhaft überheblich ist. So versteigt er sich zu der Aussage, dass jeder Verdacht eines möglichen Betrugs in dieser Angelegenheit nur einem kranken Hirn entspringe könne ("Le soupçon d'imposture ne pourrait germer que dans un cerveau dérangé!", Seite 43). Ich glaube Wuillaume ahnt gar nicht, wie beleidigend diese Aussage auch für Bischof Kerkhofs klingen muss, der immerhin 16 Jahre lang Zweifel gehegt hatte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch er die Möglichkeit eines Betrugs, ob dieser nun von Mariette oder von irgendwelchen Dritten, die Mariette einen bösen Streich spielen wollten, ersonnen wurde, in Betracht gezogen haben muss. Dass die Interpretation vor Widersprüchen nicht gefeit ist, erkennt man daran, dass Wuillaume einmal von einer Begegnung auf Augenhöhe zwischen Maria und Mariette spricht, und das ganz toll findet, um dann wenig später eine auf den Knien rutschende Fortbewegung Mariettes in Richtung der Erscheinenden für absolut angemessen hält. Der Wallone würde zu Recht sagen: "N'importe quoi!". Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Wuillaume letztendlich nur drauf bedacht ist, salbungsvoll zu klingen. Er strickt sozusagen etwas scheinbar Gehaltvolles um die simplen Gesten und Sätze der Erscheinenden herum und bedient sich dabei dem reichhaltigen Symbolik-Fundus des Christentums, um dann am Ende überrascht zu tun, dass genau diese Gesten und Sätze so wunderbar zum Christentum passen. Das auffälligste Beispiel ist die Geschichte mit der Pfütze, in die Mariette ihre Hände taucht. Irgendwo in der christlichen Literatur muss wohl jemand Jesus mit Wasser gleichgesetzt haben. Und prompt deutet Wuillaume das Tauchen der Hände in genau diese Pfütze als ein Eintauchen in Jesus selber ("...plonger en Lui", Seite 53). Wäre Mariette, anstatt zu besagter Pfütze, auf Knien zu einem Zaunpfahl gerutscht, an welchem der nette Bauer ein offensichtlich verlorengegangenes Autokennzeichen genagelt hätte, dann hätte mit Sicherheit Wuillaume in den Zaunpfahl mit Autokennzeichen das Kreuz von Golgatha hineininterpretiert.

Ich denke in diesem Versuch einer Deutung der Geschehnisse wird die ganze Malaise von Religionen sichtbar. Man sieht das, was man sehen will, und jeder der das nicht nachvollziehen kann oder will, wird einfach für nicht ernst zunehmen erklärt. Wuillaume scheut sich nicht einen gewissen Pater Scheuer mit folgenden Worten zu zitieren: "Der Zweifel ist eine Nervenschwäche des Geistes und die Strafe für den Zweifler ist die Fruchtlosigkeit." (Seite 64). Geht's noch widerlicher? Wie dem auch sei, dem Autor fehlt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an offenem Meinungsaustausch und Disput.

Wie wir gesehen haben, ist quasi innerhalb von 16 Jahren ein neuer Glaube geschaffen worden. Die Deutung von Wuillaume könnte durchaus als Grundlage für eine neue Religion genommen werden, wo diesmal Maria das Rennen macht. Man braucht sich nur vorzustellen, diesem Wuillaume würde in Zukunft ein eigenes Wunder angedichtet und er dadurch zum Heiligen gekürt. Er könnte sozusagen zum Stifter einer neuen Kirche werden, so wie es Paulus für die christliche Kirche war.

Hier habe ich also eine Möglichkeit der Glaubensentstehung geschildert, aber ich habe noch gar nicht vom dazugehörenden Rattenschwanz gesprochen. Die Echtheitserklärung von Bischof Kerkhofs betrifft ja nicht nur ihn und seine Zeitgenossen. Diese bringt jeden seiner Nachfolger in eine schwierige Lage, der angesichts der gleichen Fakten entgegengesetzte und durchaus nachvollziehbare Schlussfolgerungen ziehen würde. Man braucht sich nur vorzustellen, der heutige Bischof von Lüttich, Aloys Jousten würde angesichts des Kommissionsberichts und vielleicht neuer Erkenntnisse zu der Überzeugung gelangen, die Erscheinungen seien doch nicht echt gewesen. Die zentrale Frage die sich stellt ist Folgende: "Hat Bischof Aloys Jousten überhaupt die Möglichkeit, seine gegebenenfalls anderslautende Überzeugung in Sachen Banneux ehrlich offen zu legen?" Es gehört nicht allzu viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, in welche Lage sich der Bischof mit derlei Bekenntnissen hineinmanövrieren würde. Nicht nur dass er sich den Zorn des Vatikans oder der Nutznießer des Banneux-Kultes zuziehen würde, nein, er würde sich vor allen Dingen den Zorn der Banneux-Gläubigen zuziehen. Dieser Zorn würde in etwa dem Zorn eines Kleinkindes entsprechen, dem man sein Lieblingsspiel wegnimmt. Und hier erkennt man nun eine der unangenehmsten Eigenschaften von Glaubenssystemen: ihr absolutistischer Wahrheitsanspruch. Der Wissenschaftler kann ohne Weiteres eine Theorie verwerfen, sobald anderslautende Beweise vorliegen. Religionen können das nicht, weil sie sich nicht auf Beweise stützen. Der Gläubige denkt eben nicht folgendermaßen: "Ich glaube bis ich eines besseren belehrt werde." Er denkt: "Ich glaube. Punkt." Jetzt wird der Gläubige einwenden, dass der ewige Skeptiker sich dann doch der Liebe seines Partners oder seiner Kinder, bzw. Eltern auch niemals sicher sein kann. Für die Annahme, dass ein bestimmter Mensch mich liebt, gibt es in aller Regel hinreichende Hinweise, die dem normalen Menschen eigentlich genügen. Einem leibhaftigen Menschen glauben, dass er einen liebt, ist von dem Glauben, dass ein fiktives, sich niemals wirklich zu erkennen gebendes, rein geistiges Wesen einen liebt, grundverschieden. Wer hier nicht zustimmt, hat wohl niemals dieses Gefühl des Geliebtwerdens empfunden. Derjenige, der einen Restzweifel unerträglich findet, sollte einfach mal erwachsen werden, und sich von dieser scheinbar existentiellen Notwendigkeit, von einem bestimmten Menschen geliebt zu werden, befreien. Alle Glaubenssysteme quellen nur so über von derlei geglaubten Altlasten, die so manchen Menschen schier zu erdrücken scheinen. Sollte im Falle des Banneux-Glaubens Aloys Jousten eine andere Meinung vertreten, als Kerkhofs, wird er diese Thematik Zeit seines Lebens nicht entspannt, offen und ehrlich ansprechen können. Schlimmer noch, er wird sich sogar gegen gleichgesinnte Zweifler stellen müssen. Würde z.B. Aloys Jousten meine Position in Sachen Banneux vertreten, würde er zwar nicht mehr den Scheiterhaufen riskieren, wohl aber das frühzeitige Ende seiner Karriere. Nicht genug damit, Aloys Jousten muss seinerseits diese Problematik des notwendigen Heuchelns, sprich der Unmöglichkeit des offenen Zweifelns, geschweige der offenen Bekennung des Gegenteils an seinen Nachfolger weiterreichen.

Zum Schluss stellen wir uns vor, Mariette Beco würde heute bei klarem Verstand gestehen, dass sie vor 75 Jahren nicht ganz die Wahrheit gesagt hätte, dass sie z.B. zunächst überzeugt gewesen wäre, etwas Sonderbares gesehen zu haben, dann die ihr entgegengebrachte Aufmerksamkeit ganz toll gefunden hätte, aber schlussendlich weder die Mutter Gottes gesehen, noch gehört hätte. Ich könnte ihr weder das späte Eingeständnis, noch den Schwindel vor 75 Jahren, wie oben bereits erwähnt, übel nehmen. Aber was würden die Banneux-Gläubigen, inklusive Bischof und Papst, wohl denken und insbesondere fühlen. Würden sie Frau Beco dafür auf die Schulter klopfen, dass sie endlich offen und ehrlich war und ihr ihre Jugendsünde verzeihen? Oder würden sie Frau Beco für senil erklären und sozusagen ein zweites Mal "kreuzigen", so wie sie vor 75 Jahren ihre Unbedarftheit bereits als Argument für ihre Zwecke benötigten? Ich fürchte, das Zweite würde eintreten.

Übrigens wurde mir mehrere Male öffentlich vorgeworfen, auch von berufener Seite, wohl schlecht informiert zu sein. So erklärt z.B. Kaplan Jean Schoonbroodt, der seit zwölf Jahren am Pilgerort Banneux tätig ist, in einem Grenz-Echo-Interview, "dass er unter den derzeitigen harten Einwänden leidet, die gegen den Glauben, die Kirche und insbesondere Banneux vorgebracht werden, und die oftmals auf Missverständnissen oder mangelhafter Information beruhen". Dazu passt eigentlich nicht, dass meine Anfrage auf Einsicht des Kommissionsberichts bezüglich der Banneux-Erscheinungen an das Sekretariat des Banneux-Heiligtums von Letzterem seit drei Wochen ignoriert wird. Übrigens habe ich diese Anfrage auf Vorschlag des Bischofs Aloys Jousten gestellt, der mir in einem Blog-Kommentar wörtlich schrieb: "Ich empfehle jedem Kritiker oder Skeptiker, die Berichte der Kommissionen zu lesen." Dass meine Anfrage nun trotz dieser Empfehlung ignoriert wurde, erscheint da noch merkwürdiger. Den Bischof hatte ich übrigens über meine Anfrage informiert, aber auch von ihm habe ich seitdem nichts mehr gehört. Ich muss allerdings gestehen, dass ich im Rahmen meiner Anfrage darauf hin gewiesen hatte, dass ich die im Kommissionsbericht befindlichen Informationen möglicherweise für dieses Buch verwenden würde. Vielleicht hat dieser Hinweis ja Bedenken bei den Angeschriebenen ausgelöst. Ich denke, dass dieses "Zurückhalten von Beweismaterial" für sich selber spricht. Das Material scheint offensichtlich einer nüchternen Auswertung nicht standzuhalten.

Zu Teil 7
Gerhard Schmitz, St.Vith.

...oder wie der zu Ende gedachte Himmel zum Albtraum wird. Zu Teil 5 Im vorigen Kapitel habe ich versucht dem Ursprung des Lebens die Notwendigkeit zu rauben, dass ein göttlicher Planer zwingend erforderlich sei, weil Religionen eben diesen Ursprung als Anlass nehmen, die Existenz Gottes nicht bloß zu erwägen, sondern als zwingend notwendig zu erachten. Ich finde eine andere Frage mindestens genau so interessant und vielleicht leichter zu beantworten, als diejenige nach dem Ursprung...

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#Posté le jeudi 11 décembre 2008 11:35

Modifié le lundi 05 janvier 2009 08:52

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CharlesApakySZ, Posté le dimanche 08 mai 2022 20:09

lol


SharonmobUG, Posté le vendredi 06 mai 2022 08:30

hi


DavidWepKJ, Posté le mardi 03 mai 2022 03:50

hi


MichaelNupIV, Posté le dimanche 19 décembre 2021 01:26

HI


MalcolmviomyNN, Posté le lundi 15 novembre 2021 16:39

Hello. And Bye.


AllenPaxDP, Posté le dimanche 07 novembre 2021 03:18

Hello. And Bye.


GerhardSchmitz, Posté le vendredi 11 septembre 2009 07:55

Übrigens, der Bischof hat sich gemeldet, siehe Kommentar unter http://gerhardschmitz.skyrock.com/2160341581_comment_1.html


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