Grenz-Echo Leserbrief vorab - "Gerichtliche Verleumdungs-Keule"

Gerichtliche Verleumdungs-Keule

Der Umgang der hiesigen Politiker mit Dr. Wagner ruft bei mir gewisse Bedenken hervor.  Im Kern geht es darum, ob wir eine Gesellschaft wollen, in der die Wahrheit nur dann ausgesprochen werden darf, wenn diese auch beweisbar ist.  Ich bin der Meinung, dass in einer freien Gesellschaft die öffentlich relevante Wahrheit sich selber genügt, d.h. derjenige der sie kennt, darf sie auch gefahrlos offen legen, und darf nicht genötigt werden, diese auch zu beweisen.  Hier sollte die Beweislast beim Verleumdeten liegen. Denn wenn es abzuwägen gilt, welches Unrecht unerträglicher ist, so finde ich das doppelte Unrecht, das z.B. einem zum Schweigen verurteilten Vergewaltigungsopfer widerfährt, unerträglicher, als das singulare Unrecht, das demjenigen widerfährt, der zu Unrecht der Vergewaltigung bezichtigt wird.  Im vorliegenden Falle scheinen die Politiker diese Einschätzung nicht zu teilen.  Minister Mollers fordert Herrn Wagner auf „erst einmal solche Behauptungen zu beweisen, mit denen er eine halbe Seite in der Tageszeitung füllt“.  Übrigens, sollten dann nicht zumindest die Politiker den gleichen Maßstab bei sich selber anlegen und nicht bereits jetzt von einer „verleumderischen Kampagne“ seitens Herrn Wagner reden, noch bevor „eine eingehende Untersuchung der Justizbehörden“ abgeschlossen ist? Derjenige, der dafür plädiert, dass nur beweisbare Wahrheiten öffentlich gemacht werden dürfen, öffnet der Korruption und Vetternwirtschaft Tür und Tor und macht die Justiz zwangsläufig zum mächtigen Komplizen der Lügner.  Letztendlich sollte derjenige, der sich „extrem schockiert“ über eine Verleumdung beklagt, bedenken, dass der Verleumdungsvorwurf möglicherweise eine noch unerträglichere Verleumdung darstellt.  Im Kern gilt, dass das Böse die Wahrheit viel mehr scheut, als die Lüge das Gute je bedrohen kann.  Demzufolge sollte die Redefreiheit nicht der gerichtlichen Verleumdungs-Keule unterworfen werden.

Gerhard Schmitz, St.Vith.

Gerichtliche Verleumdungs-Keule Der Umgang der hiesigen Politiker mit Dr. Wagner ruft bei mir gewisse Bedenken hervor.  Im Kern geht es darum, ob wir eine Gesellschaft wollen, in der die Wahrheit nur dann ausgesprochen werden darf, wenn diese auch beweisbar ist.  Ich bin der Meinung, dass in einer freien Gesellschaft die öffentlich relevante Wahrheit sich selber genügt, d.h. derjenige der sie kennt, darf sie auch gefahrlos offen legen, und darf nicht genötigt werden, diese auch zu...